Ein Leben mit CARE – Arbeit für Menschen in Armut

Tomas Schwarz, der Fotos über seine Arbeit schon in der Kanzlei ausgestellt hatte und Pressesprecher von Care Deutschland Luxemburg e.V.  berichtet über seine Arbeit. Ein Anliegen, das wir nicht aus den Augen verlieren sollten.

Gerade arbeite ich an der Reisevorbereitung eines Trips nach Südafrika im Januar: Flüge koordinieren, Termine machen mit deutschen Stiftungen, unseren Projektpartnern vor Ort, Journalisten. Das Telefon läutet, eine Journalistin aus Rheinland-Pfalz ist dran. „Ich fliege im Januar mit anderen nach Ruanda. CARE arbeitet doch auch dort. Ich würde mir gern ein paar Projekte ansehen.“

Eine Mail kommt rein, eine von etwa 70 – 100 pro Tag. „… waren wir Ihnen dankbar, wenn Sie den Text zu Mikroversicherungen in Indien noch vor Weihnachten freigeben könnten.“ Heute ist der 18. Dezember, okay. Also noch vor Weihnachten. Dürre in Kenia 2006

Um halb elf hat der Vorsitzende von CARE Deutschland-Luxemburg zu einem Meeting eingeladen. Thema: Die nächste Plakataktion. Welcher Inhalt? Welche Message? Welches Motiv? Und dann meldet sich die Kanzlei meines Bruders und bittet um diesen Artikel. Mach‘ ich gern. Wirklich, mach‘ ich alles wirklich gern. Im Ernst.

Als ich meine Arbeit für die Hilfsorganisation CARE begann, reagierten alle meine Freunde so, als ob sie sich abgesprochen hätten: „Das ist doch wie für Dich geschaffen!“ Und es stimmt. Als Journalist hatte ich schon viel „von der Welt“ gesehen – dachte ich. Ob Reisen in die Vereinigten Staaten oder nach Usbekistan, in die Türkei oder nach Australien: immer hatte ich den Eindruck, ich hätte schon die ganze Welt gesehen. Aber weit gefehlt!

Die Ärmsten der Armen

Ein bestimmter Teil der Erde war mir irgendwie nie begegnet und ich ihm ebenso wenig. Das änderte sich schlagartig bei CARE. Eine der weltgrößten Organisationen, die sich der Bekämpfung der Armut verschrieben hat, war eine andere Adresse als alle meine bisherigen. Hier ging es nicht (mehr) um schnelle Nachrichten, um Schlagzeilen, um schicke Überschriften oder flotte Sprüche. Hier ging und geht es darum, den Ärmsten der Armen eine Lobby zu sein. Und von ihnen gibt es weit mehr als Reiche und Wohlhabende.

Wasserversorgung durch care Hier alle Projekte und Programme aufzuzeigen, an denen CARE Deutschland-Luxemburg arbeitet, würden den Rahmen der Kanzleizeitung sprengen. Deshalb will ich ein einziges Projekt beispielhaft  beschreiben. Fußball im Township: Eine WM der anderen Art

„Kick it!“

Wenn im kommenden Jahr in Südafrika die besten Fußballmannschaften aufeinander treffen, schaut die ganze Welt hin. Dabei wird wenige Kilometer entfernt auch gekickt, nicht nur während der WM. Jungs und Mädels treffen sich jede Woche in einem Township nahe Johannesburg. Angeboten werden sportliche Aktivitäten wie Fußball, Korb- und Volleyball sowie Leichtathletik. In den einzelnen Disziplinen bietet „Kick-It“ Trainingseinheiten an und organisiert Wettkämpfe und Turniere.

Ein begleitendes Betreuungsprogramm klärt darüber hinaus über die Gefahren von HIV und AIDS, aber auch über Drogenmissbrauch und Kriminalität auf. Ziel ist es, die Kinder und Jugendlichen durch Sport und Aufklärung mental und körperlich zu stärken. Dort können sie nicht nur Fußball spielen, sondern erfahren auch soziale Unterstützung und – Aufklärung. Zum Beispiel darüber, wie man AIDS verhindern kann. Oder darüber, wie ein Leben mit AIDS möglich ist. Ein von CARE Deutschland-Luxemburg unterstütztes Projekt in Südafrika, das „Kick it!“ heißt.

Dieses Projekt will sich jetzt eine deutsche Zeitungskorrespondentin ansehen. Das bereite ich gerade vor. Gleichzeitig will ich versuchen, auf dem Rückweg über Kigali, die Hauptstadt Ruandas, zurück zu fliegen. Mal sehen. Das Reisebüro hat schon Schweißperlen auf der Stirn. Im Flugzeug wäre Zeit, sich mit dem Plakatkonzept noch einmal intensiver zu beschäftigen. Und natürlich, die Berichte aus den beiden Ländern zu studieren. Damit ich weiß, was los ist, bevor ich ankomme.

Spendengelder für Reisen?

Immer wieder werde ich gefragt, ob das nicht zu viel Geld kostet: Nach Afrika fliegen zur AIDS-Bekämpfung, nach Indien für ein Mikroversicherungs–Projekt oder nach Bolivien, um eine Minderheit zu unterstützen bei der Verbesserung der Bildung. Gute Frage. Soll man eigentlich nicht mit einer Gegenfrage beantworten. Ich tu’s trotzdem: Was, wenn meine Kollegen und ich nicht hinflögen? Wenn wir nicht aus eigener Anschauung sähen, wie sich Projekte – mit Spendengeldern finanziert – entwickelten? Flüchtlingslager Dadaab - 250 000 Menschen

Wir müssen selbst sehen, was läuft, wie sich die Dinge entwickeln. Hinzu kommt: Unser Controller fährt in CARE-Projekte, um unsere Kolleginnen und Kollegen vor Ort zu schulen. Wie sie die Anforderungen der (institutionellen) Geldgeber erfüllen, worauf sie achten müssen. Damit wir – CARE Deutschland-Luxemburg – auch weiterhin als verlässliche Organisation eingeschätzt werden. Wie beim 1. Platz des Transparenzpreises im vergangenen Jahr.

Das Wichtigste kommunizieren

Wie war noch die Frage meines Bruders Heinz-Ulrich? „Kannst Du für unsere Kanzlei-Zeitung nicht mal kurz aufschreiben, was Du so schaffst für CARE?“ Kurz. Aufschreiben. Was ich so mache. Das hier ist ein Eindruck, der vielleicht etwas von meiner Arbeit vermittelt hat. Wer mehr wissen möchte: Auf unserer Homepage steht das Wichtigste von all dem, was wir tun: www.care.de. Achja: An Weihnachten und Neujahr heißt es, immer das Handy anlassen. Wenn eine Katastrophe irgendwo geschieht, ist mit Feiertagen Schluss. Aber wie gesagt: Die Arbeit ist wie für mich gemacht. Vor allem, weil ich sehe, was geschieht. Und, nicht zuletzt, wie vieles ein bisschen besser wird als vorher.

Tomas Schwarz, Bonn

Ein Junge trägt Mehl Die Bilder wurden von Tomas zur Verfügung gestellt. Weitere Eindrücke vermittelt er auf picasaweb.